Der Pfirsich (behaart) und Nektarine (Nacktpfirsich), sehr eng verwandt, neigen zu sehr starkem Wachstum und Durchtrieb, da es ja bis dato keine langsamwachsenden Unterlagen gibt! Eine Abhilfe könnte hier vielleicht die Veredlung auf den an Wald- und Wegrändern wildwachsenden Schlehdorn schaffen. Schlehdorn ist extrem langsam wachsend und würde meinen Versuchen zufolge geeignet sein, als Unterlage ein übermäßiges Wachstum zu unterbinden! Auch stellt diese Unterlage keine sehr großen Ansprüche an den Boden und Feuchtigkeit, was wiederum in trockenen Perioden sehr positiv wäre, da bedingt durch zu starkes Gießen in den Trockenzeit der Fruchtfall ab 10 mm Niederschlag (Gießen) zu erwarten und auch nicht zu verhindern ist. Sollten Sie in der Wachstumsphase wirklich vergessen haben die Bäume ausreichend zu wässern, dann dürfen bei Beregnung nicht mehr als 2-3 mm „auf den Boden kommen", denn sonst gibt es vorher erwähnte Symptome!
Zum Schnitt ist zu bemerken, daß, wenn Sie beim Pfirsich, nachdem der Baum schon gefruchtet hat, mittelstark zurückschneiden, die Qualität der Früchte stark zunimmt, daß die Früchte, wenn Sie gar nicht schneiden eher klein bleiben, da der Behang meistens zu stark ist und eine Versorgung mit genug Assimilaten nicht gegeben ist, da der Neuzuwachs zu gering bleibt, also die Blattmasse nicht ausreichend gebildet wird. Die herkömmliche Kulturmethode hat stets Spindelkulturen oder Solitärpflanzen mit weit ausladendem Geäst propagiert. Ich finde, daß auch hier eine Änderung einige Vorteile bringen könnte, da durch den meistens symetrischen Kronenaufbau beim Absterben eines einzelnen größeren Astes (Beiastes erster Ordnung) ein sehr großes "Loch" entsteht, welches die Ertragsphase des Baumes negativ beeinflußt, er versucht an diesem freigewordenen Platz Neutriebe zu bringen, da durch die Belichtung an diesen Stellen Augen "wertig werden und austreiben! Meistens schneidet man dann noch diese Triebe ab - hier wird ein sehr großer Fehler gemacht, denn diese Triebe müssen an- und nicht abgeschnitten werden, damit sie verstärkt durchtreiben und verholzen. Bei solchen Problemen gibt es auch keinen Sommerschnitt, da der Baum zu lange im Saftstrom "bleibt" und die Anlage und Fertigstellung der nächstjährigen Blütenknospen verzögert wird.
Eine Ausname stellt natürlich eine pflegende Maßnahme dar, welche sich zwangsläufig ergibt, wenn "Gummifluß" auftritt. Eines ist ganz sicher, einen Pfirsichbaum ohne Gummifluß wird man nur ganz selten zu Gesicht bekommen! Beim Harzfluß wird wie bei anderen harzenden Bäumen vorgegangen (Ausschneiden, Abflammen, ...) da der Verlust an Saft für die Pflanze zu sehr starkem Mangel in der Frucht und in den Blättern führen kann. Dieser Einfluß wirkt sich infolge wieder auf verringerte Blütenbildung und späteres Verholzen aus. Sie halten durch mangelnde Pflege (Harzfluß) den Baum länger in "Saft" und verzögern das Abreifen des Holzes! Also, wenn Harzfluß auftritt sofort ein scharfes Messer zur Hand und die geschädigten Teile entfernen (ausschneiden)!! Eines sollte jeder Baumbesitzer wissen; je früher ein "Übel" erkannt und beseitigt wird, desto geringer ist es!
Schnittzeitpunkt:
Geschnitten wird ebenfalls wie bei der Kirsche Ende November bis Ende Dezember an frostfreien Tagen. Um diese Zeit sind die ganzen Schädlinge - Tiere, Pilze, Sporen, Viren usw. nicht aktiv und wird es dem Baum daher ermöglicht seine Wunden ohne Gefahr durch parasitäre Infektion zu verschließen und tritt auch in späterer Folge kein "Gummifluß" auf, weicher den Kreislauf des Baumes belasten würde. Schneiden Sie beim Pfirsich 3o bis 40% des Neuzuwachses permanent weg, denn dann benötigen Sie keine Ausdünnung - Wegnehmen von zu vielen Früchten zur Qualitätssteigerung - und können den Baum großteils sich überlassen bzw. sich auf Beobachtungen beschränken! Eingriffe werden also nur dann vorgekommen, wenn es unbedingt erforderlich erscheint. Achten sollten Sie auch darauf, daß beim Aufbau des Geästes dieses nach Möglichkeit wie ein "Korkenzieher" rund um den Baum herum führt, da dies eine gleichmäßigere Belichtung ermöglicht und schönere Früchte bringt. Es wird sich auch ein Ausfall eines Tragastes nicht so negativ auf die Physiologie des Baumes auswirken. Die spiralenförmig nach oben hin angeordneten Äste sollten einen Abstand von 30 bis 40 cm haben, damit an diesen wiederum genug Platz für fruchtbare Neutriebe ist. Der Pfirsich ist eine wirklich ganz einfache und simple Kultur, an der Sie normalerweise keine Fehler "machen" können. Wenn der Abstand und die Assimetrie der Äste eingehalten wird, kann Ihnen nichts passieren und "dürfen Sie den Habitus" (Baum) nach Ihrem "künstlerischen Empfinden" frei gestalten! Zum x-ten Male -achten Sie Auf Harzfluß - bekämpfen Sie diesen sofort!
Bei der Neupflanzung gibt es gewisse Merkmale, welche der "Beachtung" bedürfen. Es ist, wenn die Wurzeln gleichmäßig zurückgeschnitten sind in der Regel egal, in welches Himmelrichtung diese zeigten, denn es "muß" beim "Oberteil" so stark geschnitten werden, daß dem Baum nichts anderes übrig bleibt, als verstärkt durchzutreiben. Die sind von der ersten unten vollständig gebildeten Knospe 3-4 Augen, welche Sie belassen. Es werden, wenn schon seitliche Ästchen vorhanden sind, diese entfernt. Der frisch gepflanzte Pfirsich sieht für den unwissenden Betrachter wie ein eingepflantzter Stock aus!!
Dieser "Stock" wird in der nachfolgen Zeit extrem stark wachsen. Sie beobachten die Pflanze und unterlassen jedwede Schnittmaßnahme um genügend Triebe zu erhalten. Laubpflegearbeiten werden (Kräuselkrankheit) unbedingt durchgeführt und ist öfteres Wässern vonnöten und für die Entwicklung notwendig.
Die Schnittmaßnahmen beschränken sich im folgenden "Dezember" darauf, die Terminalknospen (letzte Knospe an den Neutrieben) zu entfernen und den Jungbaum kurz abzuflammen - nicht zu lange mit der Flamme zu verweilen, da sonst Verbrennungen auftreten können.