Kernobstbäume lieben lockeren Boden
Bevor wir zum Schnitt der Pflanzen kommen, wollen wir uns etwas mit der Biologie und der Abstammung befassen. Der Apfel - lat. Malus, Birne - lat. Pyrus domestica gehören zur Familie der Rosengewächse und wie ja allseits bekannt ist, blühen Rosengewächse jedes Jahr am jährigen Holz!
Es ist auch in der Biologie der Rosengewächse vorgesehen, daß sie dies können. Dazu bedarf es aber eines ganz speziellen Schnittes und einer Säge um die Fruchtbarkeit der einjährigen Triebe bis zur Reife zu erhalten. Dies ist eine sehr schwierige Aufgabe und sollte daher das Gesamtnährstoffverhältnis im Boden möglichst ausgeglichen sein, um das Wachstum der Früchte optimal zu garantieren. (16 Nährstoffe für das Pflanzenleben). Da es Bäumen nicht möglich ist, ihren Standort zu wechseln, sollten wir, die Nutznießer, die Bäume füttern und sollten auf keinen Fall versuchen, sie mästen zu wollen!
Sie würden einen nicht wieder gut zumachenden Schaden anrichten! Der Apfel wird laut Berichten, bereits seit dem Neolithikum - Jungsteinzeit - kultiviert, es sind bis zur heutigen Zeitrechnung etwa 20 000 Sorten bekannt! Der Apfel liebt tiefen, gut entwässerten Boden und muß immer ausreichend mit Basen versorgt sein (Kalziummangel - Stippigkeit), damit keine Wachstumshemmungen eintreten. Den wichtigsten Nährstoff stellt das Magnesium dar, auf dessen Angebot man stets zu achten hat!
So enthalten 1 kg Äpfel ungefähr:
Wasser | 84% | |
Inv. Zucker | 8% | |
Rohfaser | 2% | |
Säure | bis | -1% |
Saccharosefreie | ||
Substanzen | bis | -1% |
Kali, Natrium, Phosphor, usw.0,6 | 1% | |
Vitamine | bis | 0,3% |
Rest (Verbind.) | 2% |
Dies soll natürlich keine Analyse sein, sondern auf den gesundheitlichen Wert dieser Frucht hinweisen und zur Kenntnis bringen, daß es im volksgesundheitlichen Sinne wäre, täglich einen Apfel zu essen!
Nachdem wir uns über den gesundheitlichen Wert des Apfels klar geworden sind, ist es nun an der Zeit über die Produktion dieser herrlichen Frucht zu sprechen, bzw. die Kulturart unter die Lupe zu nehmen um einen guten Ertrag und gesundes Obst zu ernten. Es soll hiermit dem Unsinn entgegengewirkt werden, der besagt, daß beim Apfelbaum die "Wassertriebe" weg geschnitten werden müssen. Es gibt prinzipiell keine "Wassertriebe" sondern nur Neutriebe und Fruchtholz. Das Getue um die ominösen "Wassertriebe" kommt wahrscheinlich daher, daß es in weiss Gott wie vielen Jahren bis zu diesem Zeitpunkt kein Verfahren gegeben hat, welches sich mit der Kultur von Äpfeln auf den "Wassertrieben" beschäftigt hat. Wurden durch irgendwelche Zufälle (keine große Winterkälte) frühzeitige Blütenknospen gebildet, dann konnte man sich dies nicht erklären. Nimmt man aber die Menge des Lichtes in den niederschlagsarmen Monaten her, so kommt man auf eine Summe von kurzwelligem Licht, welche notwendig ist, um aus Wassertrieben Fruchtruten werden zu lassen.
Hier sind wir nun beim Kernthema angelangt und sollen aus den vorangegangenen Zeilen schon die Erkenntnis gewonnen haben, daß auf eine Belichtung des "Neuzuwachses" unbedingt zu achten ist. Dies ist im Klartext so zu verstehen, daß sie maximal ein Drittel der Wassertriebe im Zuge des Sommerschnittes entfernen dürfen. Nicht mehr!
Schnitt
MALUS DOMESTICA - APFEL
Vorarbeiten
Bevor wir zur Schere und Säge greifen, sollten wir bestimmen (wenn es nicht schon vorher bekannt ist) welcher Art von Baum unser Schnitt zugute kommen soll.
Wir wissen, daß je größer der Baum ist, desto weniger Schnitte man "setzen soll", denn die Anzahl der Schnitte steht im direkten Verhältnis zu den Neutrieben, was wiederum aussagt, daß viele kleine Wunden viele schwächere Neutriebe hervorbringen und weniger aber große Eingriffe weniger Neutriebe aber stark an Volumen und Sprödigkeit induzieren. Aufgrund dieser als richtig angenommenen Tatsachen können wir daraus schon einiges an Wissen für uns ableiten.
Vorweg sei gesagt: es gibt ihn nicht, den richtigen Schnitt aber es gibt den physiologisch richtigen Schnitt (Schneiden zum richtigen Zeitpunkt).
Sommerschnitt:
Diese Schnittmethode ist ident zum Winterschnitt wird aber nur oder ausschließlich von Mitte Juni (Frühsorten) bis Ende Juli (alle anderen Sorten) durchgeführt.
Winterschnitt:
Beginnt bei früh tragenden Sorten Ende September und endet bei Spätsorten Ende Januar des darauf folgenden Jahres.
1.) Bei alten hochstämmigen Bäumen empfiehlt es sich, diese nur mittels "Auslichten zu verjüngen. Das bedeutet, daß nur sehr wenige aber dafür starke Äste unter die "Säge" kommen und daß die fernen und zarteren Äste vorerst unbehelligt bleiben, diese werden im darauf folgenden Jahr "verstümmelt". Es ist aber unbedingt darauf zu achten, daß auch, wenn starke Äste (z.B. oberschenkelstark) entfernd werden, trotzdem nur ca. 1/3 der GESAMTÄSTE des Baumes wegfallen.
Sollte zuviel weg geschnitten werden, dann kommt es zu der Situation, daß zu wenig Holz (Äste) verbleibt und der so freiwerdende Saft (weniger Äste ist weniger Saftverbrauch) sich einige weitere Notventile ("Wassertriebe) wächst, welche dann dieses besenartige Aussehen erzeugen.
Sollte dies passiert sein, dann nicht die Nerven verlieren, denn einige Seiten später wird erklärt was dann zu tun ist.
Also zusammenfassend wird festgestellt, daß wir bei alten Bäumen (Spindel, Busch, Halbstamm, Hochstamm usw.) vorerst nur 1/3 der Gesamtäste entfernen. Bedingung ist, daß diese Bäume schon 3-4 Jähre oder mehr nicht mehr geschnitten worden sind.
2. Wir kommen nun zu jenen Bäumen, welche bereits eine "Frisur" erfahren haben, wo also die Anzahl der "Wassertriebe" so groß ist, daß wir nicht mehr wissen, was denn nun zu tun sei.
Wir stellen zuerst einmal fest ob der Baum ausgelichtet werden muß oder ob die durchzuführenden Arbeiten mit der "Schere" erledigt werden können. Wenn die Säge ins Spiel kommen muß, dann sollten wir vorher überlegen, welche Äste entfernd werden müssen. Kommen wir ohne Säge durch, dann schätzen wir (oder zählen genau) die Anzahl der "Neutriebe" und teilen diese in 3 Gruppen je nach Länge oder Stärke (bleibt Ihnen frei zur Entscheidung überlassen)
Gruppe 1:
die stärksten oder die längsten Neutriebe werden ausnahmslos an der Basis (direkt am Ast) oder aber bei maximal 3 Augen - ca. daumennagel-breit – weg geschnitten.
Gruppe 2:
die Gruppe der zweitstärksten oder mittelstarken Neutriebe kann wahlweise um minimal 1/3 oder maximal um 50% eingekürzt werde. Bitte achten Sie darauf, daß noch "etwas stehen bleibt", denn diese "Stutzen" tragen im Folgejahr das schönste und beste Obst. Also noch einmal: um die Hälfte einkürzen!!
Gruppe 3:
Dies ist die Gruppe, welche aus Konkurrenzgründen (weil nebenbei stärkere Trieben waren oder sind) nicht so stark wuchsen und daher dünn und biegsam und wesentlich kürzer aussehen. Dieses letzte Drittel der "Wassertriebe bleibt unangetastet" Finger weg von ihnen, denn sie besitzen an Triebende meistens eine Terminalknospe - Blütenknospe und können aus diesem Grund nicht mehr in die Länge wachsen!! Diese kurzen Triebe tragen in den nächsten Jahren Früchte und besitzen noch die Fähigkeit gegen Mehltaupilz nicht so anfällig zu sein, wie mehrjähriges Frucht- bzw. Quirlholz.
Zusammenfassung:
Beispiel zu den oben angeführten Tipps:
der zu schneidende Baum hat 100 Neutriebe,
davon 40 Stück an der Basis abschneiden (stärksten Triebe)
davon 30 Stück um die Hälfte einkürzen (zweitstärkste Triebe)
davon 30 Stück zufrieden betrachten (Hand und Schere ruhig stellen - auch wenn es schwer fällt)
Sie werden sich jetzt fragen wo denn nun die Ausnahme bleibt, keine Bange hier ist sie!
Sollte ein Baum "alternant sein, dann gibt es die Möglichkeit (Alternanz -tritt auf, wenn nur alle 2 Jahre geerntet werden kann) dies zu durchbrechen. Basis bilden wieder die Neutriebe, welche wiederum in ca. 3 gleich große Gruppen eingeteilt werden.
Gruppe 1:
die stärksten Triebe (1/3 wie oben) werden ebenfalls wieder entfernt.
Gruppe 2:
die mittleren Triebe werden um die Terminalknospe (letzte Knospe) mit der Hand (Daumen) verkürzt.
Gruppe 3:
die schwächsten Triebe werden um mindestens die Hälfte bis 2/3 g gekürzt, um die Anzahl der Blütenknospen im Folgejahr zu reduzieren! Außerdem wird 2/3 des alten Quirlholzes abgeschnitten!!
Alternanz tritt durch verschiedene Ursachen auf und kann nach meinen Erkenntnissen sehr rasch überwunden werden und Ihr "Baum" besinnt sich sehr schnell seiner Aufgabe und bringt in 2 Jahren wieder regelmäßig Obst bis zur Reife - wenn Sie ihn nicht durch andere Maßnahmen verwirren (Düngen heißt reizen).
Diese am Anfang eine wenig unkonventionelle Schnittdynamik hat die Eigenart, daß Sie von Jahr zu Jahr immer weniger wegschneiden sollen (dürfen) und im 4 Jahr Ihres Wirkens feststellen können, daß Sie im "Jahre 5" danach 2-3 Jahre pausieren können. Die Auswirkung dieser Methode zeigt sich insofern, daß der Baum ruhig wird. Ruhig deswegen, weil es nicht notwendig ist, Äste in irgendwelche Richtungen zu legen oder zu binden.
Ausnahme (einzige) - Fixieren und Biegen von Ästen:
bei Formieren von Hecken usw. wo eine bestimmte Lage und Richtung angestrebt wird. Aber aufgepasst auf zu starkes Waagrechtlegen folgt ein Austrieb an Bogen (Scheitelpunkt) was wiederum die Schnittmethodik beeinträchtigen kann. Hier kann es zielführend sein, die vorher gelegten, gebundenen oder "angebrochenen Äste wieder zurückzulegen um unerwünschtes Durchtreiben zu unterbinden, denn Triebe welche durch zu starkes "Umlegen" durchwachsen, haben meistens keine Terminalknospe und verhalten sich wie gewöhnliche Neutriebe.